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Die Linienhalter der Karma-Kagyü-Tradition - Teil 2Vom KIBI-ÜbersetzungsteamAuszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Ratnabhadra stammte aus der Provinz Soksam. Er wurde in jungen Jahren ordiniert, erhielt Belehrungen und Unterweisungen von vielen Meistern und wurde einer der bekanntesten Gelehrten und Meditationsmeister des 15. Jahrhunderts. Der fünfte Karmapa, Deshin Shegpa, gab ihm die Kernunterweisungen der letztendlichen Bedeutung der Kagyü-Lehren, kraft derer Ratnabhadra vollständige Verwirklichung der letztendlichen Natur der Wirklichkeit erlangte. Er wurde der nächste Linienhalter und der Lehrer des sechsten Karmapa, Tongwa Dönden. Der 6. Karmapa, Tongwa Dönden (1416 - 1453) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Tongwa Dönden wurde in Ngomto Shakyam, in der Nähe von Karma Gön in Osttibet, geboren. Bei seiner Geburt traten viele glückverheißende Zeichen auf. Als er gerade erst einen Monat alt war, nahm seine Mutter ihn auf einen Bettelgang mit, bei dem sie Ngompa Chadral, einem Schüler des letzten Karmapa, begegneten. Das kleine Kind wurde sehr aufgeregt und lächelte Ngompa Chadral an, der ihn daraufhin fragte, wer er denn sei. Der Junge setzte sich auf und antwortete: "Ich bin der Karmapa". Ngompa Chadral nahm sich während der folgenden sieben Monate des Kindes an. Dann nahm er ihn nach Karma Gön, einem der drei Klöster des Karmapa in Tibet, mit. Dort gab er Karmapa - obwohl er noch so klein war - viele Belehrungen. Als Karmapa drei Jahre alt war, traf er mit Ratnabhadra zusammen und erhielt von diesem die gesamte Kagyü-Übertragung. Schon im Alter von sechs Jahren verfaßte er viele Vajrayana-Rituale. Während dieser Zeit kam der dritte Shamarpa, Chöpal Yeshe, zu Besuch nach Karma Gön. Er inthronisierte Karmapa und gab ihm Belehrungen zur Kagyü-Praxis. Tongwa Dönden wurde im Alter von neun Jahren von Khenchen Sönam Zangpo im Kloster Wokar Tashi Tang ordiniert. Er verbrachte sein ganzes Lebens damit, durch Tibet zu reisen und Dharma zu lehren. Darüberhinaus baute und renovierte er zahlreiche Klöster und Tempel. Pengar Jampal Sangpo und der erste Gyaltsab, Goshir Paljor Döndrub, zählten zu seinen wichtigsten Schülern. Sie wurden beide zu seinen Linienhaltern und zu Hauptlehrern des siebten Karmapa, Tschödrag Gyamtso. Bengar Jampal Sangpo (15./16. Jahrhundert) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Jamgpal Sangpo stammt aus Damshang in Osttibet. Schon als Kleinkind zeigte er Interesse am buddhistischen Weg und praktizierte viele Jahre hindurch die Meditation auf Tara, bis er sie vervollkommnet hatte und Tara von Angesicht zu Angesicht begegnete. Im Alter von zwanzig Jahren wurde er von Tsalmig Samten Sangpo ordiniert. Er studierte den gesamten Sutrayana und Vajrayana mit dem bekannten Gelehrten Rongtön und erhielt vom sechsten Karmapa, Tongwa Dönden, vier Jahre hindurch die "Sechs Lehren Naropas". Jampal Sangpo erlangte vollkommene Verwirklichung der letztendlichen Bedeutung der Kagyü-Lehren. Er war ein Meister mit hervorragenden Qualitäten und wurde der Lehrer des siebten Karmapa, Tschödrag Gyamtso. Goshir Paljor Döndrub, 1. Gyaltsab Rinpoche (1427 - 1489) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Paljor Döndrub wurde in Nyemo Yakteng in Zentraltibet geboren. Im Alter von fünf Jahren kam er in die Obhut des sechsten Karmapa, Tongwa Dönden, und wurde im Alter von 14 Jahren von diesem zu seinem Sekretär ernannt. Er wurde Shamarpa Chöpal Yeshe, Nyak Pokpa Sönam Sangpo und Pengar Jampal Sangpo anvertraut und erhielt von diesen drei Meistern religiöse Ausbildung und Training. Paljor Döndrub wurde später der Lehrer des siebten Karmapa, Tschödrag Gyamtso. Der 7. Karmapa, Tschödrag Gyamtso (1454 - 1506) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Tschödrag Gyamtso kam aus Kyilha in Nordtibet. Als er gerade geboren war, wischte er sich das Gesicht ab und sagte "Ah", die Sanskrit-Silbe die die wahre Natur der Realität symbolisiert. Tschö Paljor, ein Schüler des sechsten Karmapa und das Oberhaupt von Nyewo Ngarteng, eines der kleineren Klöster Karmapas in der Gegend von Kyilha, hatte geträumt, daß sein Guru in Kyilha wiedergeboren war. Er fand das kleine Kind, das zu diesem Zeitpunkt erst sieben Tage alt war. Um sicherzustellen, daß das Kind die authentische Reinkarnation ist, hatte er Dinge aus dem Besitz des sechsten Karmapa mitgebracht. Er wollte sehen, ob das Kind sie erkennen würde. Das Kind war dazu ohne zu zögern in der Lage und legte seine Hand auf den Kopf von Tschö Paljor um ihn zu segnen. Im Alter von nur zwei Jahren wurde Karmapa nach Arik Thang gebracht, einem Platz, wo sein Vorgänger gelehrt hatte und wo man einen Thron-ähnlichen Sitz aus Steinplatten aufbewahrt hatte. Karmapa gab dort Segen an über 10000 Menschen, die für diese Gelegenheit zusammengekommen waren. Als er vier Jahre alt war, erhielt er eine Reihe von Ermächtigungen von Goshir Paljor Döndrub, und mit acht ging er nach Karma Gön. Dort erhielt er die Karma-Kagyü-Lehren von sowohl Pengar Jampal Sangpo als auch Goshir Paljor Döndrub. Da Karmapa an viele Orte eingeladen wurde, begann er zu reisen. Er gab Belehrungen und Ermächtigungen an Tausende von Menschen und verfaßte viele Texte und Abhandlungen. Tschödrag Gyamtso verbrachte sein gnazes Leben damit, mit einem großen Gefolge von Schülern von Ort zu Ort zu ziehen. Tausende von Menschen führten ein Nomadenleben in Zelten, indem sie ihrem Guru Karmapa folgten und Belehrungen erhielten. Alle mußten sich an das von Karmapa aufgestellte strenge Studien- und Meditationsprogramm halten. Bei Nyiro Dong Tse traf er den vierten Shamarpa, Tschökyi Tragpa, dem er die Lehren der Linie übertrug. Unter seinen Schülern war es Denma Drubchen Tashi Paljor, der sein Linienhalter wurde. Karmapa Tschödrag Gyamtso starb mit 52 Jahren. Denma Drubtop Tashi Paljor (1457 - 1525) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Tashi Paljor wurde in Osttibet, in der Provinz Den, geboren. Schon als kleines Kind interessierte er sich für Dharma. Als er fünf Jahre alt war, entstand durch das Hören von Karmapas Namen große Hingabe in ihm. Ein Jahr später traf er Karmapa und bekam von ihm den Namen Tashi Paljor. Im Alter von acht Jahren wurde er von Pengar Jampal Sangpo ordiniert und studierte von neun bis sechzehn Jahren mit dem Gelehrten Sangye Pal die Sutras. Der Gedanke, daß es, um die Erleuchtung zu erlangen eines außergewöhnlichen Lehrers bedarf, führte ihn dazu, wieder zu Karmapa zurückzukehren. Über sieben Jahre hin bekam er Belehrungen von diesem. Da ihm klar war, daß man Freiheit von Samsara nur erreichen kann, wenn man die Lehren in Praxis umsetzt, folgte er dem Lebensbeispiel Milarepas. Er verbrachte 20 Jahre in Zurückziehung in den Bergen, erlangte Realisation und wurde der Guru des achten Karmapa, Mikyö Dorje. Der 8. Karmapa, Mikyö Dorje (1507 - 1554) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Mikyö Dorje wurde in der Provinz Ngam Chu in Osttibet geboren. Sobald er auf die Welt gekommen war, setzte er sich auf und erklärte: "Ich bin der Karmapa. Ich bin der Karmapa." Karmapas Vater ging zu Situ Tashi Namgyal, der in der Nähe war, und erzählte ihm von seinem neugeborenen Sohn. Situpa sagte, daß er sich fast sicher sei, daß es sich bei dem Jungen um die Karmapa-Reinkarnation handle. Er sagte dem Vater, er solle das im Geist halten und entsprechend für das Kind sorgen. Ungefähr zur gleichen Zeit erklärte die Amdo-Familie aus Kongpo in Zentraltibet, daß ihr Sohn die Wiedergeburt von Karmapa sei. Auf die Bitte vieler Leute hin kümmerte Gyaltsap Tashi Namgyal sich um das Kind. Die in Ngamchu geborene Karmapa-Reinkarnation wurde in die Provinzen Riwo Che und Lho Rong, wo sich viele der früheren Schüler Karmapas aufhielten, gebracht. Sie waren davon überzeugt, daß das Kind in ihrer Obhut die wahre Wiedergeburt war. Da die beiden Parteien sich nicht einigen konnten, kam es zu erheblichen Problemen. Gyaltsap ließ beide Kinder zusammenbringen, um zu bestimmen, wer der wahre Karmapa sei. In einer solchen Situation wird traditionell geprüft, ob die Kandidaten in der Lage sind, Besitztümer ihres Vorgängers aus einem Stapel von Sachen herauszusuchen. Dieser Stapel besteht aus einer Mischung von Dingen die dem Vorgänger gehörten und anderen Objekten. Das Kind aus Ngam Chu war dazu in der Lage, wohingegen das andere Kind versagte. So wurde festgestellt, wer die echte Wiedergeburt war. Der junge Karmapa verkündete, daß der andere Kandidat die Reinkarnation von Surmang Chungtsang aus dem Surmang-Kloster in Osttibet sei. Der achte Karmapa erhielt alle Kagyü-Lehren von Denma Drubchen Tashi Paljor. Er studierte und praktizierte auch unter der Leitung vieler anderer Meister. Viele Kloster-Kollegien wurden von ihm gegründet und er verfaßte eine Vielzahl bekannter philosophischer Abhandlungen. Die innersten Lehren der Kagyü-Linie gab er an den fünften Shamarpa, Köntschog Yenlag, der der nächste Linienhalter wurde. Mikyö Dorje starb mit 47 Jahren. Der 5. Shamarpa, Köntschog Yenlag (1526 - 1583) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Köntschog Yenlag wurde vom achten Karmapa, Mikyö Dorje, erkannt. Der achte Karmapa sagte, daß die Karmapa- und die Shamarpa-Reinkarnationen in der Tat ein und derselbe Geiststrom und untrennbar voneinander sind. Köntschog Yenlag war ein Gelehrter und Meditationsmeister. Er schrieb im Laufe seines Lebens sieben berühmte Texte über Meditationspraxis. Shamarpa Köntschog Yenlag erkannte den neunten Karmapa, Wangtschuk Dorje, und wurde sein Guru. Der 9. Karmapa, Wangtschuk Dorje (1556 - 1603) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom 8. Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Wangtschuk Dorje wurde in der Region Treshod in Osttibet geboren. Kaum daß er geboren war, setzte er sich auf, wischte sich das Gesicht ab und sagte: "Ich bin der Karmapa!" Sehr bald schon redeten die Leute in der Gegend über das ungewöhnliche Kind. Kyamo Nangso Chokyong Tashi war ein Anhänger des letzten Karmapa, und ihm war von diesem gesagt worden, daß er dem nächsten Karmapa dienen werde. So ging er nach Treshod, um das Kind zu sehen und brachte es ins Kloster Kyamo Lhundrub Tse. Der Ruhm des Kindes verbreitete sich schnell und erreichte Shamar Könchog Yenlag und Situ Tschökyi Gocha. Beide stellten fest, daß das Kind die Wiedergeburt Karmapas war. Situpa reiste zu ihm und opferte ihm die Langlebens-Ermächtigung des Amitayus, des "Buddha des langen Lebens". Shamarpa traf den neuen Karmapa an einem Platz namens Lhundrub Tse. Er gab dem Jungen die Zufluchtsgelübde und ausführliche Belehrungen. Von Shamar Köntschog Yenlag erhielt Karmapa Wangtschuk Dorje alle Kagyü-Lehren. Karmapa reiste überall in Tibet, lehrte Dharma und trat ab und zu in verschiedenen Teilen des Landes als Vermittler bei Unruhen auf. Er verbesserte auch die Lebensumstände vieler Leute und galt als Oberhaupt Tibets. Der neunte Karmapa fand die Wiedergeburt Shamarpas, Tschökyi Wangtchuk, der sein Hauptschüler und nächster Linienhalter wurde. Wangtschuk Dorje starb im Alter von 47 Jahren. Der 6. Shamarpa, Tschökyi Wangtschuk (1584 - 1629) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom achten Situ, Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Tschökyi Wangtschuk wurde vom neunten Karmapa, seinem Hauptlehrer, erkannt. Er empfing auch von vielen anderen Meistern Belehrungen und ist für seine tiefe Einsicht berühmt. Im Alter von 17 Jahren kannte er 50 Sutras und Tantras auswendig. Aufgrund seiner außerordentlichen Fähigkeiten in philosophischer Debatten war er als der "Pandita des Nordens, der Allwissende Shamarpa, über den sich der Große Manjushri freut" bekannt. Der sechste Shamarpa schrieb zehn Abhandlungen über die Bedeutung von sowohl der Sutra- als auch der Tantra-Tradition. Tschökyi Wangtschuk wurde der Guru des "Desi Tsangpa", des Herrschers von Zentraltibet, und lehrte überall in diesem Gebiet. Während einer Reise in Osttibet erkannte er den zehnten Karmapa, Tschöying Dorje und wurde sein Guru. Zu dieser Zeit gab es in diesem Teil des Landes Unruhen und Tschökyi Wangtschuk war sehr erfolgreich als Vermittler, so daß es zu friedvollen Lösungen der Konflikte kam. Seine Reisen führten ihn auch nach Nepal, wo er den Buddhismus in seiner ursprünglichen, klassischen Sprache Sanskrit dem König Laxman Naran Singh und alle, die Interesse und Hingabe zeigten, lehrte. Tschökyi Wangtschuk starb in den Helampur-Bergen in Nepal, in der Nähe einer Höhle, wo Tibets großer Yogi Milarepa meditiert hatte. Der 10. Karmapa, Tschöying Dorje (1604 - 1674) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Tschöying Dorje wurde in Khaytri Tang, in der Provinz Golok des extremen Nordostens Tibets, geboren. Der sechste Shamarpa, Tschökyi Wangtschuk, erkannte und inthronisierte den Karmapa und übertrug ihm alle Lehren der Kagyü-Linie. Tschöying Dorje bereiste ganz Tibet, lehrte und nützte den Wesen auch in vielen anderen Weisen. Aufgrund eines Paktes zwischen dem Mongolen-Herrscher Gushri Khan und dem fünften Dalai Lama, Ngawang Lozang Gyamtso, der als erster Dalai Lama Herrscher Tibets wurde, hatte Karmapa jedoch viele Schwierigkeiten. Infolge des politischen Klimas wurde die Kagyü-Lehre sehr schwach, und sektiererische Verfolgung zwang Karmapa schließlich sogar dazu, Tibet zu verlassen. Er reiste durch Nepal und Burma nach Yunnan in China, und baute in den Gebieten auf seiner Reiseroute viele Klöster. Nach zwanzig Jahren im Exil konnte er wieder nach Tibet zurückkehren. Karmapa Tschöying Dorje fand und inthronisierte den siebten Shamarpa, Yeshe Nyingpo, und übertrug ihm alle Kagyü-Lehren. Im Alter von 70 Jahren starb Karmapa Tschöying Dorje. Der 7. Shamarpa, Yeshe Nyingpo (1631 - 1694) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Yeshe Nyingpo wurde vom zehnten Karmapa, Tschöying Dorje, gefunden, und wurde Karmapas Schüler. Shamarpa widmete sein ganzes Leben der Meditation. Entsprechend den authentischen Anweisungen des zehnten Karmapas fand er den elften Karmapa, Yeshe Dorje, und wurde dessen Guru. Der 11. Karmapa, Yeshe Dorje (1676 - 1702) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Yeshe Dorje wurde in Mayshö in Osttibet geboren. Shamarpa Yeshe Nyingpo erkannte ihn als die Wiedergeburt des zehnten Karmapa. Er brachte ihn zuerst zu seinem Sitz, das Kloster Yangpachen in Zentraltibet. Von dort ging der junge Karmapa zum Kloster Tsurphu, einem der drei Sitze Karmapas in Tibet, und wurde dort inthronisiert. Shamarpa übertrug ihm die Kagyü-Lehren. Von Yöngay Mingyur Dorje und Taksham Nuden Dorje empfing er die auf den indischen Meister Padmasambhava zurückgehenden Terchö-Belehrungen. Den Schriften zufolge hatte Padmasambhava prophezeit, daß der elfte Karmapa der Halter bestimmter Terchö-Linien sein werde. Karmapa fand und erkannte den achten Shamarpa, Palchen Tschökyi Döndrub, der sein Hauptschüler und der nächste Linienhalter wurde. Karmapa Yeshe Dorje starb mit 27 Jahren. Der 8. Shamarpa, Tschökyi Döndrub (1695 - 1732) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Tschökyi Döndrub wurde in einer nepalesischen Famile in Helampur/Nepal geboren. Der elfte Karmapa schickte aus Tibet einen Vertreter mit genauen Anweisung über den Aufenthalt Shamarpas nach Nepal. Im Alter von sieben Jahren wurde Shamarpa Tschökyi Döndrub nach Tibet gebracht und vom elften Karmapa, der die Verantwortung für seine Ausbildung übernahm, inthronisiert. Tschökyi Döndrub seinerseits fand den zwölften Karmapa, Tschangchub Dorje, und wurde dessen Guru. Beide reisten und lehrten sehr viel in Nepal, Sikkim, Bhutan, Indien und China. Der zwölfte Karmapa und der achte Shamarpa starben beide im Abstand von nur einem Tag in China. Der 12. Karmapa, Tschangchub Dorje (1703 - 1732) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Tschangchub Dorje wurde in Chile Chakhor, in der Provinz Derge in Osttibet, geboren. Shamarpa hörte von dem bemerkenswerten Kind, schickte einen Suchtrupp und ließ Karmapa zum Kloster Karma Gön bringen. Dort trafen sich Karmapa und Shamarpa und blieben bis zum Ende ihres Lebens zusammen. Situ Tschökyi Jungne sagt in seiner Autobiographie "Der klare Kristallspiegel" (Seite 32, Zeile 3 in der Ausgabe von Dr. Lokesh Chandra), daß die Karmapas und die Shamarpas den gleichen Status haben. Er sagt weiterhin, daß sich dies durch die Tatsache zeigt, daß ihre Thron-ähnlichen Sitze die gleiche Höhe haben. Karmapa und Shamarpa übertrugen all die Kagyü-Lehren an den achten Situpa und ernannten ihn zum nächsten Linienhalter. Der 8. Situpa, Tschökyi Jungne (1700 - 1774) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Der achte Shamarpa, Tschökyi Döndrub, war der Guru von Situ Tschökyi Jungne. In seiner Autobiographie schreibt Situpa, daß er Shamarpa als die Verkörperung von Amithaba, dem Buddha "Grenzenloses Licht" ansieht, und daß die Begegnung mit Shamarpa Bedeutung in sein Leben gebracht hat. Der zwölfte Karmapa und der achte Shamarpa trafen Situ Tschökyi Jungne in Osttibet, auf ihrem Weg nach China im Jahre 1735. Sie sagten Situpa, daß sie nicht nach Tibet zurückkehren würden und gaben ihm Anweisungen, um die Verantwortung für die Karma-Kagyü-Linie zu übernehmen, bis ihre Wiedergeburten gefunden seien. Als Situ Tschökyi Jungne vom Tod Karmapas und Shamarpas in China hörte, begann er die Suche nach ihren Reinkarnationen. Mit Hilfe des Nyingma-Meisters Kato Rigdzin Tsewang Norbu, fand er den 13. Karmapa, Düdul Dorje, und den neunten Shamarpa, Geway Jungne. Er inthronisierte Karmapa und war als Linienhalter in der Lage, ihm den ganzen Umfang der Kagyü-Lehren zu übertragen. Shamarpa lebte jedoch nur acht Jahre lang. Später erkannten Karmapa, Situpa und Kato Rigdzin Tsewang Norbu einen jüngeren Bruder des vierten Panchen Lama, Palden Yeshe, als die Wiedergeburt Shamarpas. Der siebte Gyaltsab Rinpoche hatte jedoch bereits den Sohn der reichen Familie Ger Namsayling als die Wiedergeburt anerkannt. Viele Mönche von Shamarpas Sitz in Tibet, dem Kloster Yangpachen, unterstützten ihn darin. Die Kontroverse wurde vor Gericht gebracht und es wurde dort festgestellt, daß Karmapa, Situpa und Kato Rigdzin Tsewang Norbu die authentische Wiedergeburt gefunden hatten. Shamarpa wurde wieder eingesetzt und empfing Belehrungen von Karmapa und Situpa. Der 13. Karmapa, Düdül Dorje (1733 - 1797) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" Düdül Dorje wurde in Champa Drongsar in Südtibet geboren. Er wurde von Kato Rigdzin Tsewang Norbu und Situ Tschökyi Jungne anerkannt. Zu dieser Zeit wurde Tibet vom siebten Dalai Lama, Kalsang Gyamtso, und seinem Hauptminister Sönam Topgyal regiert. Sie wollten durchsetzen, daß alle Regierungsbeamten Gelugpas sein sollten und erließen eine entsprechende Anordnung. Zuvor war es auch Beamten anderer Traditionen erlaubt, in der Regierungsverwaltung zu arbeiten. Durch diese politische Entscheidung wurde es nötig, für die Anerkennung der neuen Karmapa-Inkarnation das Bestätigungs-Siegel des Dalai Lama zu erbitten. Es war eine rein politische Angelegenheit, die durch das Sektierertum jener Zeit zustande kam. Als Karmapa fünf Jahre alt war, wurde er zum Kloster Tsurphu gebracht. Im Alter von zwölf Jahren empfing er alle Kagyü-Lehren von Situ Tschökyi Jungne und dem sechsten Kyabgön Druktchen, Kagyü Trinle Shingta. Er bekam auch Nyingma-Belehrungen von Rigdzin Tsewang Norbu. Später entstanden Probleme im Zusammenhang mit der Wiedergeburt Shamarpas, da Gyaltsab Rinpoche behauptete, daß der Sohn der bekannten Familie Ger Namsay Ling die Wiedergeburt sei; Karmapa und Situpa erklärten jedoch den jüngeren Bruder des Panchen Lama zur Shamarpa-Reinkarnation. Nach einer Reihe von Problemen wurde die Angelegenheit geklärt. Es wurde festgestellt, daß Gyaltsap Rinpoche nicht die echte Wiedergeburt gefunden hatte. So erkannten Karmapa und Situpa zusammen den zehnten Shamarpa, Mipham Chödrub Gyamtso, an. Er wurde ein Hauptschüler von beiden. Düdül Dorje fand auch den neunten Situpa, Pema Nyinche Wangpo, und erkannte ihn an. Sowohl der zehnte Shamarpa als auch der neunte Situpa waren enge Schüler Karmapas und wurden beide Linienhalter. Karmapa Düdül Dorje starb im Alter von 64 Jahren. Der 10. Shamarpa, Mipam Tschödrub Gyamtso (1742 - 1793) Auszüge aus "Die Kette aus Mondwasserkristall" vom achten Situ Tschökyi Jungne, und Belo Tsewang Künkhyab Mipham Tschödrub Gyamtso wurde von seinem Lehrer, dem 13. Karmapa, Düdül Dorje, anerkannt. Er wurde ein Gelehrter und Meditationsmeister. Als er mehr als 40 Jahre alt war, reiste er nach Nepal, wo er viele Schüler anzog. Shamarpa restaurierte die große Swayambhu-Stupa, eines von Nepals großen buddhistischen Monumenten, und starb in der Nähe der Boudhanath-Stupa, einer anderen berühmten buddhistischen Pilgerstelle in Nepal. Der 9. Situpa, Pema Nyinche Wangpo (1774 - 1853) Auszüge aus "Die Blüten der Hingabe" von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye (Veröffentlichung von Dilgo Khyentse Rinpoche, New Delhi) Guru Rinpoche, ein indischer Meister, der zu den ersten gehörte, die den Buddhismus in Tibet einführten, sagte, daß er sich in der Zukunft als eine Person namens Pema Nyinche Wangpo manifestieren werde. Der zehnte Shamarpa, Tschödrub Gyamtso, und der siebte Pawo, Tsuglag Gawa, erkannten Pema Nyinche Wangpo als die Reinkarnation von Situ Tschökyi Jungne. Shamarpa setzte ihn ein und inthronisierte ihn. Pema Nyinche Wangpo studierte mit vielen Meistern seiner Zeit. Seine Hauptlehrer waren der 13. Karmapa, Düdül Dorje, und der zehnte Shamarpa, Tschödrub Gyamtso. Situpa erbaute viele Retreatzentren, wo er ausführlich lehrte. In dieser Weise trug er zur Verbreitung der Kagyü-Meditations-Praktiken bei. Er war der Guru des 14. Karmapa, Thegtschog Dorje, und von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye. Der 14. Karmapa, Thegtschog Dorje (1798 - 1868) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" von Topga Rinpoche Thegtschog Dorje wurde im Dorf Danang in der osttibetischen Region Do Kham geboren. Druktschen Künzig Tschökyi Nangwa, dem der Brief des 13. Karmapa mit den Hinweisen auf dessen nächste Wiedergeburt anvertraut worden war, erkannte Thegtschog Dorje als den 14. Karmapa. Karmapa empfing Ordination von Druktschen Künzig Tschökyi Nangwa und Situ Pema Nyingche Wangpo. Von diesen beiden Meistern erhielt er auch alle Kagyü-Belehrungen. Auch Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye, ein naher Schüler, gab Karmapa Belehrungen, da er die seltenen Terchö-Belehrungen erhalten hatte, die Thegchog Dorje zuvor nicht bekommen konnte. Karmapa reiste überall in Tibet und verbreitete die Kagyü-Lehren. Er fand und identifizierte den zehnten Situpa, Pema Künsang. Die essentiellsten Kagyü-Lehren gab er an Jamgön Lodrö Thaye, der der nächste Linienhalter wurde. Thegtschog Dorje starb mit 60 Jahren. Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye (1813 - 1899) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye wurde in dem Dorf Rangyab in der osttibetischen Provinz Derge geboren. Im Samadhirajasutra hatte der Buddha das Erscheinen von Lodrö Thaye prophezeit. Es steht geschrieben, daß der Buddha von ihm als einem herausragendem Individuum, das vielen Wesen wirklich nützen werde, sprach. Auch in vielen von Padmasambhavas Termas (Geheime Lehren, die versteckt wurden, um später von seinen Schülern gefunden zu werden) wurde sein Kommen vorhergesagt. Lodrö Thaye war der Guru des 15. Karmapa, Khakyab Dorje, dem er die Kagyü-Linie und ihre Belehrungen übertrug. Lodrö Thaye starb im Alter von 87 Jahren. Der 15. Karmapa, Khakyab Dorje (1871 - 1922) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" Khakyab Dorje wurde in dem Dorf Shelkor in der zentraltibetischen Provinz Tsang geboren. Direkt nach seiner Geburt sprach er das Mantra Chenresigs, und im Alter von fünf Jahren war er schon fähig, die Schriften zu lesen. Der neunte Kyabgön Druktschen erkannte ihn und setzte ihn ein. Karmapa erhielt von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye den ganzen Umfang der Kagyü-Lehren, und studierte mit Khenchen Tashi Öser und vielen anderen. Er reiste durch ganz Tibet, lehrte und gab Ermächtigungen. Khakyab Dorje erkannte die Wiedergeburt des Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye und des Situpa. Bei ihren jeweiligen Inthronisationen leitete er die Rituale. Khakyab Dorje war ein verheirateter Meister und hatte drei Söhne, unter ihnen der zweite Jamgön Rinpoche und der zwölfte Shamarpa, Jamyang Rinpoche. Karmapa ließ viele Schriften, die selten und schwer zu bekommen waren, neu drucken. Seine engsten Schüler waren Situ Pema Wangchog Gyalpo, Jamgön Palden Khyentse Öser und Beru Khyentse Lodrö Misay Jampay Gocha. Im Alter von 51 Jahren starb Khakyab Dorje. Der 11. Situpa, Pema Wangchog Gyalpo (1886 - 1953) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" Pema Wangchog Gyalpo wurde vom 15. Karmapa gefunden und inthronisiert. Seine Hauptgurus waren Karmapa Khakyab Dorje und Jamgön Lodrö Thaye, wobei Khakyab Dorje als der Wichtigere gilt, denn er gab Situpa die tiefgründigsten Lehren, bekannt als die "Letztendliche Kagyü-Linie". Situpa wurde ein großer Gelehrter, studierte mit vielen Meistern seiner Zeit und lehrte ausführlich überall in Tibet. Er fand und inthronisierte den 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, und übernahm die Verantwortung für dessen Erziehung. Der 2. Jamgön Kongtrul, Khyentse Öser (1904 - 1953) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" Palden Khyentse Öser wurde im Kloster Tsurphu geboren Er war der Sohn des 15. Karmapa, der ihn erkannte und inthronisierte. Von seinem Vater empfing er alle Kagyü-Lehren. Die junge Reinkarnation reiste nach Tsadra Rinchen Drag in Osttibet, dem Sitz seines Vorgängers. Er studierte ausführlich mit vielen Meistern wie Surmang Trungpa Tschökyi Nyinche und anderen. Er lehrte an vielen Stellen in Tibet und war dafür bekannt, daß er seiner persönlichen Meditationspraxis einen hohen Stellenwert einräumte. Palden Khyentse Öser übertrug dem 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, die essentiellsten Lehren und wurde so zu einem Linienhalter der "Goldenen Kagyü-Linie". Er starb mit 49 Jahren. Der 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje (1924 - 1981) Auszüge aus "Ergänzende Aufzeichnungen der Goldenen Kagyü-Linie" Rangjung Rigpe Dorje wurde in der osttibetischen Provinz Derge, in Denkhok, geboren. Jampal Tsültrim, dem Diener seines Vorgängers, war der Brief mit den Angaben zu Geburtsort, Eltern etc der Wiedergeburt anvertraut worden. Jampal Tsültrim gab diesen Brief an die Verwaltung des Klosters Tsurphu. Diese bat Beru Khyentse, Situpa und Jamgön Rinpoche, einige unklare Punkte aufzuklären. Es wurde ein Suchtrupp losgeschickt, der die Reinkarnation fand. Der junge Karmapa wurde zum Kloster Palpung gebracht, wo er von Situ Pema Wangtschog Belehrungen, Ordination und das Bodhisattvagelübde erhielt. Beru Khyentse gab ihm Belehrungen über Tantras. Die Sutras studierte er mit Bo Kangkar Rinpoche. Jamgön Kongtrul Khyentse Öser lehrte ihm die Sechs Yogas des Naropa und Mahamudra. Die Hauptlehrer des 16. Karmapa waren Situ Pema Wangtschog und Jamgön Khyentse Öser. Karmapa reiste und lehrte überall in Tibet. Als 1950 die chinesische Armee die Kontrolle über Tibet übernahm, reisten der Dalai Lama und andere Regierungsbeamte für Gespräche nach Peking. Der 16. Karmapa und viele andere große Lamas begleiteten sie, um sich an den Gesprächen, die einige gute Ergebnisse für die Tibeter brachten, zu beteiligen. 1959 jedoch annektierten die Chinesen Tibet und Karmapa floh nach Indien. Er ließ sich in Sikkim nieder, wo der König Tashi Namgyal ihm Land für den Bau des Klosters Rumtek schenkte. Auf Einladung des Königs Jigme Dorje Wangchug, reiste Karmapa auch nach Bhutan. Nach einer Ladakh-Reise, wo Karmapa in verschiedenen Klöstern Belehrungen gab, ging er auf Pilgerreise zu den heiligen Stellen in Indien und Nepal. 1974 machte er seine erste große Auslandsreise. Überall auf der Welt wurden Dharma-Zentren gegründet. Karmapa verbreitete die buddhistischen Lehren und hatte eine große Anzahl Schüler. Er starb im Alter von 57 Jahren. Nachtrag: In der Biographie von Chokyur Lingpa, einem Nyingma-Meister und Tertön (jemand, der die versteckten Belehrungen von Guru Rinpoche findet) steht geschrieben, daß es zwischen der 14. und der 15. inthronisierten Karmapa-Inkarnation eine Wiedergeburt geben werde, die nicht lebe, um ein Thronhalter zu werden. Sie wurde nur zwei Jahre alt, und war in einer dem 14. Karmapa nahestehenden Familie geboren worden. Wenn man diese Wiedergeburt mitzählt, dann war Khakyab Dorje der 16. Karmapa und Rangjung Rigpe Dorje der 17. Karmapa. Dies erklärt auch die Prophezeiung des fünften Karmapa, Deshin Shegpa, daß zwischen dem Ende des Lebens des 16. Karmapa und zu Beginn des Lebens des 17. Karmapa die buddhistischen Lehren in Tibet niedergehen werden. Es heißt dort, daß in dieser Zeit die Menschen Chinas sich gegen ihren Kaiser erheben werden, daß seine Familienlinie zu Ende gehen wird, daß die Menschen Chinas Tibet einnehmen und besetzen werden, sowie daß beide Länder leiden und verarmen werden. Zusammengestellt und übersetzt vom Übersetzungsteam des KIBI |
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