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Die letzten öffentlichen ErklärungenKalu Rinpoche
Belehrungen von Kalu Rinpoche in Bodhgaya/Indien am 16.Februar 1989
Wir wurden geboren, wo es schwierig ist geboren zu werden, nämlich in dieser besonderen Welt, die in Tibetisch Dzambuling genannt wird. Wir haben die Geburt, die schwierig zu erlangen ist und welche die kostbare Menschengeburt genannt wird. Wir haben verschiedene Freiheiten durch diese Geburt, die sie von allen anderen Geburten unterscheiden. Wir haben getroffen, was schwierig zu treffen ist. Das sind die Belehrungen des Buddha. Und wir haben die Möglichkeit, das zu hören oder zu studieren, was schwierig zu hören ist oder womit es schwierig ist in Berührung zu kommen. Das sind die Belehrungen des Hinayana, Mahayana und Vajrayana. Es sind die drei verschiedenen Fahrzeuge von Buddhas Belehrungen. So sind wir äußerst begünstigte Wesen. Es gibt zwei Arten von Dingen, die wir Dharma nennen können. Das ist der weltliche Dharma, der bedeutet, dass wir alles tun in diesem Leben, um unser Leben glücklich, unsere Situationen angenehm zu machen, Reichtum oder Ansehen für unser weltliches Glück zu schaffen. Es gibt auch den heiligen oder religiösen Dharma, der bedeutet, dass wir den Dharma praktizieren, um Kontrolle über unseren eigenen Geist zu gewinnen und um schließlich Erleuchtung oder Buddhaschaft zu erlangen. Es ist der heilige oder religiöse Dharma, dessen Praxis in diesem Leben für uns besonders bedeutungsvoll ist. Wir haben die wichtigsten Bedingungen, nämlich diese kostbare menschliche Geburt, um fähig zu sein, den Dharma zu praktizieren. Wären wir im Götterbereich geboren, dann wäre unser Leben äußerst angenehm und schön. Wir würden das Beste von allem haben, so lange wir leben. Weil unser Reichtum und Glück so überwältigend wären, hätten wir nicht die Möglichkeit, den Dharma zu praktizieren. Wären wir im Halbgötterbereich geboren, dann wäre unser Leben von Natur aus von Geburt an voll von Eifersucht und Ärger, und deswegen wäre unser Geist für die Dharmapraxis nicht zugänglich. Wären wir in den Höllenbereichen geboren, dann wäre unser Leben voll von den Qualen der Hitze und Kälte. In den Bereichen der hungrigen Geister wäre unser Leben voll von der Erfahrung von Hunger und Durst. Und im Tierbereich wären wir so unwissend und dumm, unfähig den Dharma zu verstehen, selbst wenn wir die Möglichkeit oder das Glück hätten, diesen zu treffen. Wir hätten ständig große Angst vor Raubtieren. So liegt diesem Leben, in dem wir den kostbaren Menschenkörper haben, eine äußerst günstige Geburt innerhalb von Samsara zugrunde. Innerhalb dieser großen Welt gibt es viele Länder, große und kleine. Und es gibt viele Millionen Menschen auf der Welt. Obwohl es viele Menschen gibt, ist die Zahl derer, die tatsächlich den Dharma praktizieren, doch äußerst klein. Selbst wenn es hundert Städte in der Welt gäbe, und nur eine davon würde die Anzahl der Dharma-Praktizierenden repräsentieren, dann wäre das eine äußerst schöne Sache. Von dieser kleinen Anzahl von Menschen in der Welt praktizieren ihn die meisten nur zum Schein. Sie sind bloß dem Anschein nach Buddhisten, oder sie bezeichnen sich bloß als solche. Jene, die heute hier sind und Vertrauen in den Dharma haben, die den Weg betreten haben und ihn zu praktizieren wünschen, sind tatsächlich begünstigte Menschen. Ihr alle müsst ein Karma aus der Vergangenheit haben, welches euch mit dem Dharma in Verbindung bringt. Und ihr alle habt auch in euren letzten Leben Wünsche gemacht, dass ihr den Dharma praktizieren könnt. Ihr alle seid in westlichen Ländern geboren, wo der Dharma in der Vergangenheit nicht verbreitet war. Und selbst in jüngster Zeit, als ihr geboren wurdet, gab es dort kein Dharma. Buddhismus war in euren jeweiligen Ländern nicht verbreitet. Ihr seid in diese fremden Länder geboren, seid dort aufgewachsen, und zur Zeit, wo ihr erwachsen wurdet, im frühen Erwachsenenalter, habt ihr vom Dharma gehört, und ihr wurdet sehr interessiert daran. Ihr habt auch von den Lamas gehört und das Interesse entwickelt, mit den Lamas zu studieren. Ihr habt Vertrauen in den Dharma entwickelt und gewünscht, mit der Praxis zu beginnen. Das ist nun bestimmt ein Zeichen dafür, dass ihr in früheren Leben Großzügigkeit praktiziert habt. Ihr habt Geduld, freudvolle Anstrengung und Meditation geübt und etwas Weisheit entwickelt. Ich bin sicher, dass ihr die sechs Paramitas geübt habt. Im Allgemeinen, denke ich, ist das so richtig. Ihr alle habt eine Verbindung wie diese gehabt. Ich habe nun einen besonderen Gedanken. Vor vielen Jahren wurde ich in Tibet geboren. Meine Eltern waren beide Buddhisten, und deshalb haben sie mich in einem sehr frühen Alter, sobald ich die Sprache verstehen konnte, den Dharma gelehrt. Und schon in sehr jungen Jahren hatte ich ein sehr spezielles, sehr tiefes Vertrauen in den Dharma. Ich wünschte auch im Grunde meines Herzens, den Dharma praktizieren zu können. Ich habe das Mantra OM MANI PEME HUNG für alle Tiere rezitiert, mit denen ich in Berührung kam. Ich rezitierte die Namen der verschiedenen Buddhas, Nahrung mischte ich mit Buddhamedizin, welche von verschiedenen hohen Lamas gesegnet war. Diese gab ich den verschiedenen Tieren wie den Fischen im Wasser, Haustieren und kleinen Insekten. Und dazu machte ich Wunschgebete, die lauteten: Möget ihr, nachdem ihr von eurer ungünstigen Existenz frei geworden seid, in der Menschenwelt wiedergeboren werden, und möge ich euer Lehrer werden. Dies habe ich von sehr jungen Jahren an bis heute getan. Und deshalb denke ich mir: Gut, ich bin hierher gekommen, bin in viele westliche Länder gegangen. Ich kenne keine einzige westliche Sprache, sondern nur die tibetische. Es gibt viele Lamas, die jünger sind als ich, und sie scheinen auch mehr Qualitäten zu haben als ich. Aber jeder scheint mich sehr zu mögen. Deswegen frage ich mich sehr, ob ihr alle in früheren Leben eines dieser Tiere gewesen seid, zu denen ich all diese Mantras gesagt habe und denen ich diese gesegneten Substanzen gegeben habe. Und durch diese besondere Verbindung seid ihr im Menschenbereich wiedergeboren worden. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, dass es so ist, aber es ist ein Gedanke, den ich habe. Es gibt einen Grund, warum das der Fall sein könnte. Zum Beispiel gab es in der Vergangenheit einen hervorragenden Lama, der Schüler des großen Asanga war. Er hatte ein kleines Haus. In diesem Haus rezitierte er viele Sutras und viele Gebete. Es gab ein paar Tauben, die auf dem Dach des Hauses lebten. Jeden Tag machte er die Opferung an die hungrigen und durstigen Geister, und in diesen Opferungen war Korn. Nach Beenden dieser Opferungen warf er es hinaus. Die Tauben sammelten sich, und während des Tages saßen sie auf dem Dach und hörten die Sutras und Gebete, die er rezitierte. Nachdem diese Tauben gestorben waren, wurden sie seine Schüler. Sie wurden tatsächlich Schüler, die in den Sutras und im Vinaya gelehrter wurden als ihre Lehrer. Dies konnte alles geschehen durch die besondere Verbindung, die durch das Rezitieren der Sutras und auch durch die speziellen Opferungen dieses Lamas entstanden ist. Und die verschiedenen Beziehungen, die wir miteinander haben, sind Ergebnisse aus diesen verschiedenen Verbindungen oder Ergebnisse aus eigenen Gebeten und Wünschen. Es ist sicher ein Nachteil für uns alle, wenn wir in diesem Leben den Dharma nicht praktizieren. Wenn wir ein sehr weltliches Leben führen, egal wie glücklich, mächtig oder reich wir während dieses Lebens werden, dann wird die Zeit des Sterbens wie das Aufwachen aus einem Traum sein. Wir werden nicht fähig sein, irgendetwas von dem, was wir während des Lebens angesammelt haben, mitzunehmen. Stattdessen müssen wir der Kraft unseres guten oder schlechten Karmas folgen. Dies ist der Nachteil, wenn wir den Dharma nicht praktizieren und ein weltliches Leben führen. Nun, wenn wir den Dharma praktizieren, gibt es zwei verschiedene Ebenen der Praxis, nämlich die äußere und die innere Ebene. Auf der äußeren Ebene geben wir die unheilsamen Handlungen auf und praktizieren die zehn heilsamen Handlungen. Dann ist es sicher, dass wir am Ende dieses Lebens nicht die möglichen Ergebnisse der unheilsamen Handlungen erfahren werden, denn wir haben sie aufgegeben. Das Ergebnis der zehn unheilsamen Handlungen wäre ein unglücklicher Zustand in einem der drei niederen Bereiche. Stattdessen würden wir nach diesem Leben das Ergebnis der zehn heilsamen Handlungen erfahren. Das ist die Geburt in den Götter- oder Menschenbereich, wo man dann ein langes Leben hätte, äußerst glücklich und frei von Krankheit wäre. Man wäre fähig zu erhalten, was man sich wünscht. Das ist das Ergebnis der Dharmapraxis auf äußerer Ebene. Auf der inneren Ebene praktizieren wir den Dharma durch das Halten von Gelübden, seien es die Gelübde des Hinayana, die Gelübde der Bodhisattvas oder die Gelübde der Weisheitseinweihungen, welche die Samaya des Vajrayana sind. Wir praktizieren die aufbauenden und verschmelzenden Phasen der Meditation. Wir üben die Meditation auf die Natur des Geistes, und durch das Erkennen der Natur des Geistes, zusammen mit dem Entwickeln von Kontrolle über unseren eigenen Geist, erreichen wir eine der zehn Bodhisattvaebenen. Wir erlangen schließlich Buddhaschaft, die vollständig frei ist von allen Formen des Leidens. Und so sichert die Praxis des inneren Dharma das absolute Glück auf lange Sicht. Um den Dharma zu praktizieren, müssen wir bestimmte Bedingungen zusammenbringen, damit die Praxis fruchtbar ist. Dir drei wichtigsten Bedingungen sind Studieren, Reflektieren und Meditieren. Wir müssen damit beginnen, den Dharma zu hören und zu studieren. Wir müssen gut darüber nachdenken, bis wir zu einem Punkt kommen, an dem wir innere Sicherheit über die Wahrheit des Gehörten erhalten. Wenn wir dann zu einiger Sicherheit über das, was Dharma ist und was praktiziert werden soll, gekommen sind, dann setzen wir uns erst hin und meditieren über die Bedeutung dessen, was wir studiert und reflektiert haben. Ohne zu studieren und zu reflektieren ist es unmöglich, den Dharma wirklich effektiv zu praktizieren. Wenn wir zum Beispiel hören, dass es vier große Leiden in der Menschenwelt gibt, nämlich Geburt, Alter, Krankheit und Tod, dann müssen wir das zuerst studieren. Und wir müssen verstehen, was über die Leiden von Geburt, Alter, Krankheit und Tod gelehrt worden ist. Und nachdem wir über die Leiden des Menschendaseins nachgedacht haben, können wir beginnen, in uns den Wunsch nach Freiheit zu entwickeln. Wir handeln dann so, dass in der Zukunft das Leiden nicht heranreifen kann. Und wir können versuchen, das Verständnis vom Wesen des Geistes zu entwickeln, welches jenseits von Geburt und Tod ist. Sobald wir dies verstanden haben, können wir mit der Meditation beginnen. So wäre dies effektiv. Studieren, reflektieren und meditieren sind die drei wichtigsten Punkte der Dharmapraxis. Nehmen wir nochmals ein Beispiel. Wir vertrauen auf die Belehrungen eines Lamas, die mit der kostbaren menschlichen Geburt beginnen, welche schwierig zu erlangen ist. Er wird diese Belehrungen wahrscheinlich folgendermaßen geben. Die kostbare menschliche Geburt ist schwierig zu erlangen, wenn man ihre Ursache, Zahl und Beispiele betrachtet. Die Ursache ist das Vermeiden der zehn unheilsamen Handlungen und die Praxis der zehn heilsamen Handlungen. Es ist sehr selten, dass Wesen in Samsara in dieser Weise handeln. Der Lama spricht dann weiter über die Anzahl der Menschen, die diese kostbare Geburt haben, und er könnte das zum Beispiel wie folgt erklären: Zwischen hier und Gaya gibt es Tausende von Menschen, und doch, wenn wir einen Teil Erde nehmen, mögen wir darin genauso viele Insekten und kleine Tiere finden, wie zwischen hier und Gaya Menschen sind. Dasselbe Verhältnis besteht zwischen der Menschen- und Tierwelt. Genauso ist die Welt der hungrigen und durstigen Geister mit viel mehr Wesen gefüllt als die Tierwelt. Ebenso sind die Höllenwelten bevölkerter als die Bereiche darüber. So sehen wir ein, dass die Menschengeburt äußerst kostbar und selten ist. Wenn wir diesen Belehrungen zuhören, sie studieren und darüber nachdenken, dann erkennen wir, dass es wirklich notwendig ist, diese Menschengeburt zu nutzen. Haben wir über diese Belehrung nachgedacht, reflektieren wir über die Belehrungen der Vergänglichkeit. Die Zeit vergeht in Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen und Jahren. Sie steht niemals still. Sie ist wie ein Fluss, der sich fortwährend bewegt. Wir verstehen durch diese Belehrung, dass wir schließlich alle sterben müssen. Und durch das Hören dieser besonderen Belehrung und das Nachdenken darüber entscheiden wir, dass es absolut notwendig ist, den kostbaren Menschkörper zu nutzen. Wir müssen ihn vor der Zeit des Todes nutzen, und wir wissen nicht, wann wir sterben werden. Dann müssen wir auf die Leiden der sechs Bereiche eingehen. Haben wir über die Leiden der sechs Bereiche nachgedacht, kommen wir zu dem Schluss, dass wir es vermeiden müssen, in der bedingten Welt wiedergeboren zu werden. Dann denken wir über Karma, Ursache und Wirkung, nach, welches die Wiedergeburt innerhalb der sechs Bereiche des Samsara schafft. Wir beschließen, dass wir jegliche Art von negativen Handlungen aufgeben, weil sie die Ursache für die Wiedergeburt in Samsara sind. Haben wir verstanden, dass Handlungen, die tugendhaft oder hilfreich für Andere sind, eine höhere Wiedergeburt und Glück verursachen, dann beschließen wir, in diesem Leben den Dharma praktizieren zu wollen. Der Dharma kann in drei verschiedene Fahrzeuge zusammengefasst werden: Hinayana, Mahayana und Vajrayana. Wenn wir diese Welt als Ozean von Leiden verstehen und wünschen, Samsara zu vermeiden, dann meditieren wir einsgerichtet auf Leerheit. Wir verstehen die leere Natur unseres eigenen Geistes. Dies ist die Praxis des Hinayana, des kleineren Fahrzeugs. Sie wird uns schließlich ermöglichen, alle unsere negativen Gefühle zu vermeiden, und sie wird zu dem Ergebnis des Arhatzustands im Hinayana führen. Das tibetische Wort ‘Arhat’ bedeutet der Sieg über alle Feinde, die unsere eigenen negativen Gefühle sind. Wenn wir auf die Leerheit unseres eigenen Geistes und auf die Leerheit aller Phänomene entsprechend der Hinayana-Lehre meditieren, dann ermöglicht uns dies einen Zustand zu erreichen, der als Selbst-Buddha oder Pratyekabuddha bezeichnet wird. Dies wird das kleine Fahrzeug genannt. Wenn wir auf die Leerheit von uns und anderen meditieren und gründlich über die Tatsache nachdenken, dass alle Wesen durch ihre Anhaftung an Samsara fortwährend im Kreislauf der Existenzen wiedergeboren werden ohne jegliche Möglichkeit, davon freizuwerden, und wenn wir großes Mitgefühl entwickeln, dann ist dies die Praxis des Mahayana. Diese Praxis führt zum Zustand eines Bodhisattvas auf einer der zehn Stufen der Erleuchtung. Das war eine sehr kurze Beschreibung der Praxis des kleinen und mittleren Fahrzeugs. Nun erörtern wir den Vajrayana. Zuerst müssen wir verstehen, dass das Erleben der Natur des Geistes Buddha genannt wird. Verstehen wir die Natur unseres Geistes nicht, sind wir gewöhnliche Wesen. Unser Geist besteht nicht aus Weisheit, sondern aus gewöhnlichem Bewusstsein. Dieses gewöhnliche Bewusstsein erfährt die äußere Welt, die im Grunde die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum ist. Innerhalb unseres Körpers erleben wir wiederum die fünf Elemente in der Form von Blut, Atem, den festen Bestandteilen wie Knochen, alles bis hin zu den Poren unserer Haut. Wir erleben das, was wir die fünf Skandhas oder fünf Aggregate nennen. Wir erleben durch unsere Sinne. In allem ist die Ursache von Leiden. Die fünf Skandhas bestehen aus dem Skandha der Form, der Empfindungen, der Wahrnehmung, der geistigen Aktivität und des Bewusstseins. All diese verschiedenen Erfahrungen, die unsere persönlichen und gewöhnlichen Erlebnisse sind, sind das durchdringende Leiden, welches allen Systemen unterliegt. Der Ozean des Samsara, dessen Natur Leiden ist, ist entstanden durch das Grundbewußtsein unseres eigenen Geistes. Dieses bewirkt unsere Erfahrungen. Durch die Dharmapraxis wird das Grundbewußtsein in die ursprüngliche Natur des Geistes verwandelt. Zum Beispiel werden die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, die wir in der äußeren Welt erfahren, durch unsere Praxis in die fünf weiblichen Buddhas verwandelt. Die fünf Skandhas oder Aggregate von Form, Empfindung, Wahrnehmung, geistige Aktivität und Bewusstsein werden in die fünf männlichen Buddhas verwandelt. Und die fünf negativen Gefühle Ärger, Begierde, Unwissenheit, Stolz und Eifersucht werden in die fünf Buddhaweisheiten verwandelt. So haben alle Buddhas und Bodhisattvas die Umwandlung des Grundbewußtseins in die ursprüngliche Weisheit vervollkommnet. Es gibt die Systeme der Yidams oder sogenannte Meditationsgottheiten. Dies ist die Sichtweise des Vajrayana. Von den verschiedenen Buddhas und Bodhisattvas haben wir Belehrungen des Vajrayana erhalten, die nun das Herz der Schätze der verschiedenen Lamas sind. Und wenn wir von den Lamas die Übertragung von Einweihungen und die Belehrungen erhalten, die wir in die Praxis umsetzen, dann ist es möglich, die Umwandlung des Grundbewußtseins in die ursprüngliche Weisheit zu vervollkommnen. In der Vergangenheit gab es hervorragende Lehrer wie Milarepa, Marpa, Gampopa oder Jampe Naldjor, die Einweihungen und Erklärungen erhielten, über die sie nachdachten und dann einsgerichtet praktizierten. Genauso wie sie haben wir alle auf diese Weise in diesem Körper und in diesem Leben das Potential und die Möglichkeit, Erleuchtung zu erlangen. Seit 1971 bin ich durch die westlichen Länder im Norden, Süden, Westen und Osten und überall dazwischen gereist. Und in allen Ländern habe ich Einweihungen und Belehrungen gegeben. Ich habe Dharma- und Retreatzentren gegründet. Ebenso sind die Lamas der Kagyüpa-, Sakyapa-, Nyingmapa- und Gelugpa-Traditionen in die westlichen Länder gereist, und wir alle haben Samen auf einem sehr großen Feld gesät. Ein beträchtlicher Teil der Arbeit ist von verschiedenen Lamas der verschiedenen Traditionen getan worden. Jetzt haben wir die Samen im Westen gesät, und die Frucht, die wir von all diesen Aktivitäten erhofften, war die Gründung der Drei- Jahres-Retreatzentren. Es sind eine Anzahl dieser Zentren gegründet worden, und die Retreats haben stattgefunden. Doch außer für einige wenige Leute hat diese Aktivität nicht die wirkliche Frucht gebracht. Die Retreatzentren haben nicht die Früchte getragen, die wir erwartet oder erhofft haben. Der Grund dafür ist, dass die Leute sehr schnell ins Retreat gegangen sind, ohne den Dharma wirklich verstanden zu haben. Und während des Retreats waren sie nicht wirklich in der Lage effektiv zu meditieren. Diese Meditationsweise führt vielleicht zur Buddhaschaft, vielleicht auch nicht. Es ist sehr schwierig zu sagen. Deswegen habe ich zu diesem Zeitpunkt das Übersetzungskomitee gegründet. Es übersetzt den Text „Der Schatz der Wissens" in verschiedene Sprachen. Ich hoffe, dass durch diese Übersetzung jeder diesen Text in der eigenen Sprache lesen kann. Und denjenigen, die ein Drei-Jahres-Retreat planen, wird er für das Verständnis der Dharma äußerst hilfreich sein, bevor sie ins Retreat gehen. Jenen Personen, die das Drei-Jahres-Retreat schon beendet haben, wird er sofort helfen, den Dharma so weit wie möglich zu verstehen. Er wird ein äußerst nützliches Mittel für das Lehren des Dharma sein. Als Hannah Nydahl und Lama Ole Nydahl ihn fragten, ob es sein Wunsch sei, dass diese Belehrung in Deutschland veröffentlicht wird, antwortete Kalu Rinpoche: „Ja, wenn ihr auch erwähnt, dass ich anschließend sehr krank wurde." Dann fügte er hinzu: „ Der Mensch hat vier Leiden: Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Mir fehlt jetzt nur noch der Tod." Kalu Rinpoche war einer der ganz großen alten Meister Tibets. Er wurde 1905 in Osttibet geboren. |
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